Северная резная кость / Die nordrussische beinschnitzerei (на немецком языке)

Die Beinschnitzerei gehort zu den altesten Kunstarten der Welt. In RuBland kam sie nie in Abgang. Im Leben der Nordvolker, der Bevolkerung des hohen Nor-dens und Sibiriens, wo man das WalroG- und das fassile Mamutbein gewann, spielte dieses eige-nartige Kunstgewerbe eine wichtige Rolle. Die historische Entwicklung der traditionellen Beinschnitzerei ist seit dem 17. Jahrhundert zu verfolgen; injener Zeit griindete man im Dorf Cholmogoryan der Kiiste des WeiBen Meers ein Zentrum der kiinstlerischen Beinschnitzerei, das zu dem altesten im Lande wurde. Die Nordlander kamen nach Moskau (spater unternahm solche Reise auch Michail Lomonosow) und arbeiteten in der Werkstatt der Riistkammer. Nach der Ver-lagerung der Hauptstadt an die Newa reisten die Beinschnitzer hauptsachlich nach Sankt Petersburg, wo es eine standige Nachfrage nach zahlreichen, mit eleganten Beinschnitzereien verzierten Erzeugnissen gab. Die Keime der Beinschnitzerei von Cholmogory wurden wahrend der Eroberung Sibiriens in die ostlichen Regionen des Staats gebracht, wo sie sich schnell entwickelten und die einheimischen Kulturen wesentlich reicher machten. So weist heute die Kunst der Beinschnitzerei Jakutiens die mannigfaltigsten Formen der plastischen und flachen Schnitzerei auf, die sich hier stabil seit dem 18. Jahrhundert entwickelte; im 19. Jahrhundert riickte die Beinschnitzerei von Tobolsk, der damaligen Hauptstadt Sibiriens, in den Vordergrund. Alte Zentren dieses Kunst-gewerbes gibt es auch auf der Tschuktschenhalbinsel, wo sich in der Sowjetzeit der Staat um die Wiedergeburt der fast ausgestorbenen einheimischen Traditionen der Beinschnitzerei kum-merte. Alle genannten Zentren machten einen langen Entwicklungsweg und verwandelten sich in eigentiimliche Kunstschulen, die sich stark von einander unterscheiden und eine einmalige Verschmelzung der althergebrachten Techniken mit dem schopferischen Denken der einheimischen Beinschnitzer abgeben. Die jahrhundertealten Traditionen der Bearbeitung des Beins, dieses der Struktur und den technischen Moglichkeiten nach auBerst mannigfaltigen Materials, erlaubten den Schnitzern dieser Zentren, eine wertvolle, einzigartige Erfahrung zu sammeln. .Die vorliegende Ausgabe bringt den Lesern die Vergangenheit und Gegenwart der fiihren-den Zentren der Beinschnitzerei RuBlands und das Schaffen der besten und talent iertesten Kiinst-ler nahe. Das Buches enthalt Abbildungen sowohl bekannte Werke, die man mit Recht zu Meis-terwerken der Beinschnitzerei zahlt, als auch bisher unveroffentlichte Stiicke aus Museen und Privatsammlungen. .